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Bildung ist die Basis der Demokratie

Dieser Satz beschäftigt mich seit Monaten. Ich bin als Gedächtnistrainer in vielen Schulen und Universitäten tätig und habe daher unterschiedlichste Bildungsniveaus kennengelernt. In zahlreichen Gesprächen mit den Schülern ist mir aufgefallen, dass besser gebildete Menschen ein klareres Verständnis zu Staat, Gesellschaft und gemeinschaftlichem Miteinander haben. Ebenfalls sind gegenseitiger Respekt und das Verständnis füreinander sensibler ausgebildet. Interessant finde ich, dass sich meine Erfahrungen mit einer aktuellen FORSA-Umfrage für den „STERN“ nahezu deckt. Diese besagt: je schlechter die Schulbildung, desto anfälliger sind Wähler für Rechts-Parteien: Bei den 18- bis 29- Jährigen mit einfacher Schulbildung sind es 29 Prozent, in der gleichen Altersgruppe mit Abitur nur 6 Prozent.

Ein höheres Bildungsniveau fördert nicht nur die interkulturelle Kommunikation und eine weltoffene Geisteshaltung, sondern sichert auch den Wohlstand, das Wertesystem und die Demokratie in einer Gesellschaft.

Laut OECD liegt der Anteil der Bildungsausgaben von Staat und Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland mit 5,2 Prozent deutlich unter dem OECD-Mittel von 5,7 Prozent.

Der Journalist Tim Schleider hat vor kurzem in der Stuttgarter Zeitung geschrieben:

“Bildung ist der Schlüssel. Bildung ist der Motor. Bildung ist unser Kapital. Wie oft hören wir solche Sätze in Politikerreden. Wie oft schreiben wir Journalisten solche Sätze in Leitartikeln. Und wie selten ist uns wirklich klar, wie recht wir damit haben. An der Bildung hängt fast alles.“

Bilung ist die Basis der Demokratie

Die Bildung wird’s entscheiden

Ob unsere Wirtschaft neue Produkte entwickelt, mit denen sie auf den Weltmärkten bestehen kann – entscheiden wird’s die Bildung. Ob wir den Klimawandel begrenzen, ob wir schonende Formen der Energiegewinnung entwickeln – entscheiden wird’s die Bildung. Und auch ob die Menschen rechtzeitig lernen, sorgsamer mit den Ressourcen umzugehen. Ob es uns gelingt, Kinder und Jugendliche aus eingewanderten Familien in Deutschland zu integrieren, entscheidet sich vor allem in unseren Schulen und Kindergärten. Ob es uns gelingt, genügend Facharbeiter und Ingenieure auszubilden, entscheidet sich in unseren Schulen und Universitäten. Ob es die Deutschen schaffen, auch in zehn oder zwanzig Jahren ein verantwortungsvoller Partner in der Weltpolitik zu sein, hängt mit davon ab, was die Lehrer heute den Schülern über die deutsche Geschichte berichten. Ob das allen bewusst ist?

Wir könnten dieses Spiel hier noch lang weitertreiben, wir könnten die aktuellen Themen unserer Zeit von A bis Z durchgehen, und eigentlich jedes Mal kämen wir zu dem gleichen Ergebnis: Wie sich unsere Gesellschaft entwickelt, welche Ziele wir in Aussicht nehmen, ob wir unseren Wohlstand auf Dauer mehren und andere daran teilhaben lassen können – es hängt alles davon ab, wie schlau wir sind und wie schlau wir die nachfolgende Generation werden lassen. Klingt das pathetisch? Es ist schlicht Realität. Die wahren Zukunftsstrategen unseres Landes sind die Bildungspolitiker. Es wäre gut, wir würden sie endlich auch so sehen.

Luxusprobleme?

Allerdings gibt es ein grundsätzliches Problem mit der Bildungspolitik. Es verhält sich mit ihr ähnlich wie mit der Behandlung beim Zahnarzt: Alles, was hier schiefläuft, wird erst mit Verzug deutlich. Die womöglich bitteren Folgen rächen sich erst in fünf, zehn oder zwanzig Jahren. Zu wenig Kindergartenplätze, zu große Schulklassen, zu schlecht ausgestattete Berufsschulen, zu volle Hörsäle, zu hohe Abbrecherquoten, zu dürftige Weiterbildung: all das ärgert akut die unmittelbar Betroffenen, kann vom Rest des Landes aber bequem als Randstörung, wenn nicht gar als Luxusproblem missachtet werden. Den großen Schaden bemerken wir erst, wenn der Zug schon lang in Fahrt ist. Dann allerdings – etwa bei Veröffentlichung einer schlechten Pisa-Statistik oder angesichts sozialer Spannungen an manchen Großstadtschulen – ist die Aufregung groß. Dann schlägt die Stunde der Talkshows. Und natürlich sollen dann Politiker, Lehrer und Eltern von heute auf morgen alles besser machen.

Zu Recht beklagen viele, wie ungleich der Wohlstand in unserem Land verteilt ist. Zu Recht kritisieren sie, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet. Zu Recht wenden sich alle politischen Parteien wieder verstärkt den Problemen der Sozialpolitik und der Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft zu. Aber wundern muss man sich, wie verhältnismäßig selten bei alledem von der Bildung die Rede ist. Dabei bietet just die Bildungspolitik den klassischen Schlüssel für die Frage nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit. Kann ein jeder seine persönlichen Fähigkeiten und Begabungen entdecken und entwickeln? Sind wir uns noch im Klaren, welches Maß an ganz allgemeinen Kenntnissen und Fertigkeiten wir grundsätzlich von allen Menschen in diesem Land erwarten? Und stehen die Tore gerade der höheren Bildungseinrichtungen wirklich weit offen für alle, unabhängig von Geschlecht und sozialer Herkunft? Der engagierte Streit über diese Fragen gehört mindestens so stark in die Tagespolitik wie die Frage, wie lange wir denn im Ernstfall Ansprüche auf das Arbeitslosengeld I haben.

Bildung ist das, was übrig bleibt

Die Spezies Mensch ist auf diesem Planeten im Lauf der Geschichte deswegen so weit gekommen, weil sie besser als alle anderen Lebensformen lernen kann. Vor allem ist es ihr irgendwann in grauen Vorzeiten gelungen, nicht nur die eine oder andere praktische Fertigkeit, sondern das Lernen selbst zu erlernen. Das mögen die einen als besondere Finesse der Evolution, die anderen als Gabe betrachten. In jedem Fall ist es unser einzig wahres Kapital. Welch ein Glück, einen Menschen, ob nun ganz jung oder schon sehr alt, dabei zu beobachten, wie er sich gerade eine neue Fertigkeit, eine neue Kenntnis aneignet. Im Jahr 2005 haben Bund, Länder und Kommunen in Deutschland laut statistischem Bundesamt 144,8 Milliarden Euro für Bildung investiert, drei Milliarden weniger als 2003. Sicher, Zahlen sind nicht alles. Aber sie sind ein Zeichen. Wir haben es immer noch nicht begriffen. Wir verspielen unser Kapital.

Enden möchte ich diesen Artikel mit den Worten von Mark Twain:

„Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar weg ist.“

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