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Die Super-Recognizer – Superhelden neu entdeckt

RTL Aktuell interviewte mich kürzlich zu diesem Phänomen. Selbst wenn diese Super-Recognizer eine Person nur einmal kurz gesehen haben, erkennen sie sie noch Jahre später wieder – anscheinend unter allen Umständen: andere Frisur, Haarfarbe, mit oder ohne Bart, mit mehr oder weniger Falten – alles egal. Ein Gesicht ist für diese Hochbegabten so eindrücklich, dass sie es einfach immer wiedererkennen.

Nur 1 bis 2 % der Bevölkerung besitzt diese besondere Fähigkeit – eine Begabung, die unter anderem bei der Prävention und Aufklärung von Straftaten von hohem Nutzen ist. Da wundert es nicht, dass die Polizei auf Super-Recognizer setzt. Sie sind sogar besser als die besten Computer der Welt! Du auch? Das kannst du mithilfe des Tests am Ende der Seite herausfinden.

Super-Recognizer erkennen wirklich jeden wieder

Gibt es so was? Können Menschen durch Gedächtnistraining Gesichter besser identifizieren als Computer? Tatsächlich sind die Super-Recognizer den Maschinen um einiges voraus. Sie erkennen jeden wieder, den sie nur ein paar Sekunden, nur flüchtig gesehen haben: Die Urlaubsbekanntschaft von vor 10 Jahren, mittlerweile gealtert, läuft zufällig an einem völlig anderen Ort an dir vorbei. Erkennst du sie? Als Super-Recognizer weißt du sofort: „Na klar, der hat doch an dem einen Tag in Kroatien auf dem Campingplatz ausgeholfen!“

Oder stell dir das vor: Ein Spaziergang durch die Stadt – und du denkst „Moment mal, die kenne ich doch …“ und dir wird im nächsten Moment klar: „Naja, nur so fast. Deren Bild habe ich doch vor ein paar Jahren mal beim Onlinedating gesehen. Sie ist zwar jetzt blond und kurzhaarig – und nicht mehr brünett und langhaarig wie auf dem Foto, aber eindeutig, das ist sie.“

Denk mal an deine Sandkastenfreunde, die du seitdem nicht mehr gesehen hast. Würdest du sie 20 Jahre später wiedererkennen? So ohne Hinweis? Super-Recognizer tun das. Das sind erstaunliche Fähigkeiten! Und natürlich sehr nützlich für die Polizei.

Besser als die beste Gesichtserkennungssoftware der Welt: Die Super-Recognizer Scotland Yards

Um Straftaten rund um die London Riots 2011 aufzuklären, wertete Scotland Yard Videomaterial aus – einmal per Software und einmal mithilfe ihrer menschlichen Super-Erkenner. Scotland Yard arbeitete mit der damals besten Gesichtserkennungssoftware der Welt. Jetzt rate mal, wie viele von den 4.000 abgebildeten Personen diese Super-Software wiedererkannte? Eine! Eine von 4.000 Personen. Und die menschlichen Super-Recognizer, die das Material ebenfalls auswerteten? Wie viele Personen erkannten sie? Ganze 180 Personen. Eins zu 180 – die Zahlen sind eindeutig, oder?

Wie kann das sein?

Auch zur Aufklärung der Straftaten in der Silvesternacht 2015/2016 kamen die menschlichen Super-Erkenner zum Einsatz und werteten Videomaterial aus. Das Videomaterial, das der Polizei zur Verfügung steht, ist oft von minderer Qualität – es stammt von Handykameras oder Überwachungskameras, die beispielsweise darauf ausgerichtet sind, den Verkehrsfluss zu beobachten. Die Bilder sind dunkel, stark körnig, manchmal verwackelt und die Personen sind nur von der Seite, von diesem oder jenem Winkel zu sehen und das nur für wenige Sekunden oder einen Bruchteil. All das ist nichts für die Software: Die braucht derzeit jedenfalls noch recht gut ausgeleuchtete Bilder, wenig Korn und das komplette Gesicht.

Super-Recognizern ist das egal. Sie können gut arbeiten mit dem Videomaterial. Sie erkennen Personen teilweise auch anhand deren Körperbewegungen wieder. Tatsächlich erkannte ein Polizist aus London einen vermummten Straftäter wieder: Die Augen waren markant genug für den Super-Recognizer.

Super-Recognizer in der Münchner Polizei

Die Münchner Polizei hat sich mithilfe von Beamten der „Londoner Metropolitan Police“ in Sachen Gesichtserkennung weitergebildet. Anschließend suchte sie mithilfe des obigen Testes nach Super-Recognizern unter ihren Beamten. 37 Frauen und Männer bestanden. Sie sollen auch bei Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest oder bei Fußballspielen zum Einsatz kommen und könnten beispielsweise am Einlass Personen, die Hausverbot haben, erkennen. Andere Einsatzmöglichkeiten sind beispielsweise Grenzkontrollen oder die Fahndung nach vermissten Personen.

Angeborenes Talent oder antrainierte Fähigkeit?

„Ist diese Fähigkeit angeboren? Oder kann jeder mit ein wenig Übung, z.B. in Form von Neuronation Super-Recognizer werden?“, das fragte mich unter anderem die RTL-Journalistin für ihren Beitrag in der Nachrichtensendung RTL-Aktuell. Niemand kann allein durch Übung Super-Recognizer werden, ist meine Antwort. Die Fähigkeit ist angeboren. Und sie ist wirklich erstaunlich: Es ist eine ganz schön komplexe Aufgabe für das Gehirn, ein Gesicht wiederzuerkennen. Wissenschaftler vermuten, dass die Super-Recognizer Gesichter als Ganzes wahrnehmen – und weniger auf Details achten.

So haben die Forscher herausgefunden, dass wir Normalos unserem Gegenüber in die Augen schauen – Super-Recognizer hingegen auf einen Punkt etwas tiefer in der Mitte des Gesichts, leicht unterhalb der Nasenwurzel. Es wird vermutet, dass der Gehirnbereich, der für das Erkennen von Gesichtern zuständig ist, bei den Super-Erkennern stärker ausgeprägt. Auch fällt auf, dass die Begabung gehäuft in Familien auftritt. Ebenfalls ein Indiz dafür, dass die Fähigkeit angeboren ist.

Wie gesagt, ein Indiz. Denn bei manchen Super-Recognizern steht fest, dass sie ihre Fähigkeit erst erlangten, nachdem sie eine „Schädigung“ am Gehirn erlitten hatten. Ähnlich also wie mancher Savant, über die ich vor einiger Zeit schon berichtet hatte.

Die Entdeckung dieser Begabung ist recht neu, ihre Forschung steckt daher noch in den Kinderschuhen. Josh P. Davis, Professor für Psychologie an der englischen Greenwich Universität, stellt fest, dass die meisten Super-Recognizer noch gar nichts von ihrer Fähigkeit wissen. Er hat einen Test entwickelt, den jeder über das Internet machen kann. Willst du herausfinden, ob du zu den 1–2% der Bevölkerung gehörst? Hier kannst du den Test machen: http://superrecognisers.com/

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