Warum der FC Bayern die Champions League verloren hat
Ja, ich war dabei! FC Bayern gegen FC Chelsea live in der Allianz Arena. Erste Reihe. Direkt am Spielfeldrand. An der Eckfahne. Mitgefiebert bis zum Ende, um dann zum Schluss in einer Schockstarre ohne Worte zu verharren. Ohne Worte, das passiert mir als Gedächtnistrainer nicht allzu oft.
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FC Bayern live in der Allianz Arena!
Der FC Bayern würde die Champions League nicht gewinnen…
Ich möchte jetzt nicht neunmalklug rüberkommen. ABER … ich habe schon zu Beginn der Saison vermutet, dass der FC Bayern NICHT die Champions League gewinnen wird. Warum diese gewagte Aussage? Schauen wir kurz zurück. Als vor gut 3 Jahren bekannt wurde, dass das diesjährige CL-Endspiel in München stattfinden wird, war das Ziel von Uli Hoeneß und der gesamten Mannschaft klar. Wir müssen hier dabei sein. Das „Finale dahoam“. Der Traum eines Fußballspielers, ja gar einer ganzen Stadt und aller Bayern-Fans. Alle Weichen wurden ab diesen Zeitpunkt gestellt, um dieses große Ziel zu erreichen: am 19. Mai nicht nur als Gastgeber sondern Endspielteilnehmer dabei zu sein. Selbst die Niederlage 2010 in Madrid gegen Inter Mailand wurde als Generalprobe angesehen und verkraftet, weil man ja 2 Jahre später im eigenen Stadion einlaufen wollte. Alles lief nach Plan. Natürlich spielte der FC Bayern in der Gruppe A. Perfekte Vorrunde mit sensationellen Spielen und Siegen gegen Villarreal, Neapel und Manchester City. Das unvergessliche 7:0 im Achtelfinale gegen Basel. Ein souveräner Sieg gegen Marseille im Viertelfinale.
Einen klaren Fokus setzen
Und jetzt? Was passierte jetzt? Alle Medien, einschließlich FAZ, BILD und ZDF sprachen ab diesem Zeitpunkt fast nur noch davon, dass der Traum von Uli Hoeneß tatsächlich in Erfüllung gegangen ist. Nur ein Bruchteil der Berichterstattung konzentrierte sich auch auf den Gewinn der Champions League. Natürlich haben die Spieler und Verantwortlichen sofort nach dem Finaleinzug auch gesagt, dass sie den Pott holen wollen. Doch wenn Monate – ja sogar Jahre davor – immer wieder ein anderes Programm im Kopf wiederholt worden ist, dann kann man das nicht innerhalb von drei Wochen einfach so gegen ein Neues austauschen. Erst recht nicht, wenn alle Medien berichten, dass sie das Ziel ja schon erreicht haben, das Finale dahoam.
Glaubten die Spieler tatsächlich zu hundert Prozent nach dem 1:0 in der 83. Minute, dass sie Champions League Sieger werden konnten. Wollten sie es auch zu 100 Prozent? War der Fokus klar eingestellt? Ich glaube nicht. Auch die Möglichkeit mit dem Elfmeter in der Nachspielzeit wieder in Führung zu gehen wurde vergeben. Wieder fehlten die Bestimmtheit und Durchsetzungskraft. Dann führten die Bayern auch noch im Elfmeterschießen. Wieder ein klarer Matschball … der dieses Mal von Schweini vergeben wurde. Eine tragische Figur.
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Verliere dein Ziel nicht aus den Augen!
Lag es an der fußballerischen Leistung? Ich denke nicht, die Bayern waren spielerisch tonangebend. An den Fans lag es sicherlich auch nicht, ich war dabei!
Ich bin mir sicher, es lag viel daran, dass das Ziel falsch war: nämlich das Finale im eigenen Stadion und nicht der Endspielsieg.
Von meiner geschätzten Trainerkollegin Antje Heimsoeth habe ich ein paar äußerst spannende Ideen zum Thema Zielfokussierung. Sie sagt: „Erst klare Ziele helfen, herausragende Ergebnisse im Sport zu erreichen. Nur wenn man weiß, wo genau man hinwill, kann man den genauen Weg dorthin festlegen und sofort die ersten Schritte in die richtige Richtung gehen. Und der Fokus auf Dinge, die uns wichtig sind, setzt Kraft frei, Dinge auszublenden.“
Aus ihrem Buch „Mental-Training für Reiter“ habe ich ebenfalls diese Geschichte:
Die kalifornische Küste lag nebelverhangen da an jenem Morgen des 4. Juli 1952. 34 Kilometer westlich davon, auf der Insel Catalina, watete eine 34-jährige Frau ins Wasser und schickte sich an, in Richtung Kalifornien zu schwimmen, entschlossen, diese Strecke als erste Frau zu bewältigen. Ihr Name war Florence Chadwick. Sie war bereits die erste Frau gewesen, die den Ärmelkanal in beiden Richtungen durchschwommen hatte. Das Wasser war eiskalt, und der Nebel war so dicht, dass sie kaum die Begleitboote ausmachen konnte. Millionen schauten über die nationalen Fernsehsender zu. Mehrmals mussten Haie mit Gewehren vertrieben werden, um die einsame Gestalt zu schützen. Die Müdigkeit war nie ihr großes Problem bei diesen Schwimmleistungen gewesen – es war die eisige Kälte, die ihr zu schaffen machte.
Über fünfzehn Stunden später bat sie, steif vor Kälte, aus dem Wasser geholt zu werden. Sie konnte nicht mehr. Ihre Mutter und ihr Trainer, die im Boot neben ihr herfuhren, sagten ihr, dass die Küste schon ganz nah sei. Sie drängten sie, nicht aufzugeben aber als sie zur kalifornischen Küste hinüberschaute, sah die Schwimmerin nichts als den dichten Nebel und bat darum, herausgeholt zu werden. Stunden später, als ihr Körper sich erwärmt hatte, kam der Schock über ihren Misserfolg. Nur eine halbe Meile vor der kalifornischen Küste war sie aus dem Wasser gezogen worden!
Ein Reporter fragte sie: „Miss Chadwick, was hat Sie davon abgehalten, diese letzte halbe Meile zu schwimmen?“ „Es war der Nebel“, antwortete sie. „Wenn ich das Land hätte sehen können, hätte ich es geschafft. Wenn man da draußen am Schwimmen ist und sein Ziel nicht sehen kann …“.
Der Satz von Miss Chadwick wurde weltberühmt: „Es war der Nebel – wenn ich das Land hätte sehen können, …“ Da sie ihr Ziel aus den Augen verloren hatte, gab sie kurz vorher auf. Dasselbe passiert tagtäglich vielen Menschen in allen möglichen Lebensbereichen.
Deswegen Neuronation. Fasse dir ein Ziel, das du klar vor Augen hast. Programmiere deinen Kopf mit den richtigen Bildern. Mit klaren Zielen vor Augen weißt du viel eher, wann du dich in die richtige oder in die falsche Richtung bewegst. Du weißt auch, wann du „Ja“ oder „Nein“ sagen musst. Und du weißt, wann du kämpfen musst oder gelassen sein kannst.
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