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Droht uns die „digitale Demenz“?

Im digitalen Zeitalter droht die Vergesslichkeit:

Mit den überall zugänglichen digitalen Speichermedien als ausgelagertes Gedächtnis müssen wir nur noch suchen und brauchen uns nichts mehr merken.

Digitale Speicher werden, während ihre Kapazität zunimmt, immer billiger und kleiner. Zudem gibt es auch immer bessere Methoden der Datenbereitstellung, um die gespeicherten Daten zu finden, zu verknüpfen und auszuwerten. Da die Menschen nicht mehr nur am Arbeitsplatz oder zuhause, sondern auch mit Notebooks oder Handys auf Speicherkarten und das Internet zugreifen können, werden digitale Speicher zu einem ausgelagerten Gedächtnis. Dafür würde das überall umsichgreifende „Copy & Paste“-Syndrom sprechen. Es legt Zeugnis ab, dass Menschen zwischen eigenem und ausgelagertem, jederzeit verfügbarem Gedächtnis nicht mehr unterscheiden.

Nicht einmal zur Orientierung im Raum ist das Gedächtnis angesichts der Navigationssysteme noch notwendig. Das könnte kognitive Kapazitäten für andere Dinge freisetzen. Möglicherweise verlernen die Menschen des digitalen Zeitalters aber auch Gedächtnisfunktionen, die wichtig sind. Manche Wissenschaftler sprechen bereits vom „digitalen Alzheimer“ oder von „digitaler Demenz“.

Muss man noch wissen, was sich sofort finden und abrufen lässt? Was geht verloren, wenn wir immer weniger in unseren Köpfen speichern und wir uns auf digitale Speicher verlassen? Ausbildung, Lernen und Kultur, das waren lange Zeit vor allem der Zwang, bestimmte Informationen, Zusammenhänge und Fertigkeit zu memorieren, also ins Gedächtnis einzubrennen. Das wird immer weniger an Schulen praktiziert. Die Zeit, in der vieles auswendig gelernt wurde, ist vorbei. Vorbei ist damit auch die Leistung, die man bei älteren Menschen noch findet, Zitate oder lange Gedichte zu jeder beliebigen Zeit fehlerfrei wiedergeben zu können, die vor Jahrzehnten gelernt und sonst im Alltag nicht gebraucht wurden. Aber ist die neue (biologische) Vergesslichkeit bei dem gleichzeitigen exponentiellen Wachstum der erzeugten und gespeicherten digitalen Informationen wirklich ein Problem beim Gedächtnistraining?

Vergesslichkeit

In Korea, einem Land, das ganz auf digitale Technik setzt, wird gerade über die Beobachtung diskutiert, dass die jüngeren Menschen, die 20 oder 30 Jahre alt sind, zunehmend an Vergesslichkeit wegen der Informationsflut leiden, mit der sie am Arbeitsplatz und in der Freizeit konfrontiert sind. Um die Flut zu bewältigen, tritt das Erinnern zurück und das Gedächtnis wird an die Geräte delegiert, von denen man schließlich immer abhängiger wird.

Die Abhängigkeit kann man erahnen, wenn einmal Handy und Internet nicht zur Verfügung stehen und man plötzlich isoliert in der Welt steht oder abgeschottet im Zimmer sitzt. Angeblich würden bereits manche Südkoreaner ärztliche Behandlung suchen, wenn die Symptome der Vergesslichkeit stärker werden, die Mediziner die „digitale Alzheimer-Krankheit“ oder „digitale Demenz“ nennen. Die Vergesslichkeit würde sich unter den jungen Stadtmenschen ähnlich ausbreiten wie Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit.

Mediziner wie Prof. Yeon Byeong-kil vom Hallym Medical Center sehen neben den exzessiven Informationsmengen, die auf die Menschen einströmen, weitere Faktoren wie Stress oder Angst, welche die Vergesslichkeit fördern: „Menschen mit Depressionen neigen zum Vergessen, weil sie gegenüber der Umwelt gleichgültig werden und sich ihr Denken verlangsamt.“ Prof. Lee Dong-young vom Seoul National University Hospital meint, dass Patienten, die unter Vergesslichkeit leiden, meist keine Diagnose erhalten, weil sie sich bei Tests besser konzentrieren können: „Aber in den meisten Fällen wird digitaler Alzheimer von einem Mangel an Aufmerksamkeit aufgrund der vielen Informationsquellen verursacht.“ Und Prof. Yoon Se-chang vom Samsung Medical Center sieht ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Erinnerungsschwund und technischen Gedächtnissystemen:

„Da sich die Menschen mehr auf die Informationssuche als auf das Erinnern verlassen, entwickelt sich die Gehirnfunktion des Suchens, während sich die Gedächtniskapazität vermindert. Eine starke Abhängigkeit von digitalen Geräten vermindert die Fähigkeit, sich zu erinnern, eine Lösung ist die Neuronation.“

Im Hintergrund der Debatte in Südkorea über „digitalen Alzheimer“, was allerdings keine Krankheit bezeichnet, sondern ein Symptom gesellschaftlicher Veränderungen beschreiben soll, steht eine Umfrage, die von der Job-Website Incruit in Auftrag gegeben wurde. Befragt wurden über 2.000 Büroangestellte, von denen 63 Prozent sagten, dass sie unter Vergesslichkeit leiden würden. Ein Sechstel davon gab als Grund ihre wachsende Abhängigkeit von Handys, PCs und anderen digitalen Geräten an.

Der digitalen Demenz entgegenwirken

Wie es sich gehört, wenn man einen neuen Begriff einführt, werden auch Hinweise genannt, die auf „digitalen Alzheimer“ schließen lassen. Beispielsweise, wenn man sich bei wichtigen Gelegenheiten nicht an Namen, Telefonnummern etc. erinnern kann, wenn einem die eigene Telefonnummer, die Kontonummer oder Kennworte nicht einfallen, oder wenn man schon vergessen hat, was man mittags gegessen hat.

Die Ratschläge, wie die digitale Amnesie individuell zu bekämpfen wäre, sind erwartbar. Empfohlen wird in Analogie zu „Well-Being“ ein „Well-Thinking“, das darin bestehen soll, die digitalen Geräte weniger zu benutzen und mehr so zu leben, wie man es im vordigitalen Zeitalter gemacht hat. Zudem sollte man so viel wie möglich memorieren und auswendig lernen, aber auch Bücher lesen oder Filme sehen – und dann mit anderen Menschen darüber sprechen.

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