FAQ
Chinesische Schriftzeichen – das sagen sie aus
Chinesische Schriftzeichen wirken relativ fremdartig auf die meisten germanischen Muttersprachler. Das Schriftsystem weist eine komplett andere Struktur auf als unseres und basiert eher auf Kontexten als auf Wörtern. Doch wie lassen sich Informationen ohne Wörter, so wie wir sie kennen, vermitteln? Wie erlernt man die Bedeutungen der Zeichen, die untereinander stark variieren und darüber hinaus auch noch stetig erweitert werden?
All das erfährst du im folgenden Text, denn: Wer sich die Mühe macht, die anfangs kompliziert wirkende chinesische Schrift zu lernen, kann mit mehr als 1,3 Milliarden Menschen auf der Welt kommunizieren! Und während Dialekte und gesprochene Sprache regional variieren, ist das Schriftsystem überall dasselbe.
Wie funktionieren chinesische Schriftzeichen?
Das chinesische Schriftzeichensystem ist logographisch. Der Begriff der Logographie umschreibt ein Schriftzeichensystem, bei dem die Bedeutung der gesprochenen Ausdrücke mit graphischen Zeichen (Logogrammen) wiedergegeben wird.
Wenn du darüber nachdenkst, Chinesisch zu lernen, solltest du jedoch mit dem Sprechen und dem Hörverstehen starten. Der umgekehrte Weg, mit den Schriftzeichen zu beginnen, ist nämlich deutlich schwieriger. Es empfiehlt sich daher, zumindest ein paar erste gesprochene Wörter und Sätze zu lernen, bevor das Erlernen der chinesischen Zeichen in Angriff genommen wird.
Und wie funktioniert das chinesische Schriftsystem?
Im Chinesischen existieren keine Buchstaben, wie wir sie kennen. Auch gibt es keine Grammatik – um Begriffe wie Plural und Singular beispielsweise müssen Sie sich beim Erlernen der Schrift also keine Gedanken machen.
Ein paar große Fragen stellen sich aber dennoch: Wie funktioniert diese Sprache, die keine Buchstaben und keine Grammatik kennt? Wie entstehen Wörter? Und auf welche Weise werden Informationen ausgedrückt?
Chinesische Schriftzeichen drücken nicht direkt Wörter aus, sondern eher einen Kontext, indem Sinnkombinationen generiert werden. In China setzt man also keine Buchstaben zusammen, welche die Bedeutung, die Schrift und die Aussprache repräsentieren.
Man greift vielmehr auf die Grundelemente der chinesischen Sprache, die chinesischen Schriftzeichen, zurück, und bildet daraus ein versinnbildlichendes „Wort“.
Generell wird jedem dieser Symbole eine Silbe zugeordnet, die beliebig kombiniert werden kann. Zur Verdeutlichung ein Beispiel aus dem gesprochenen Chinesisch:
- Fuß und Ball bedeutet im gesprochenen Chinesisch „zu qiu“
- „lan qiu“ bedeutet Korb und Ball und steht zusammen für das Wort Basketball
- „cai lan“ steht für Gemüse und Korb, was als Einkaufskorb interpretiert wird
Du siehst: Sofern die Kombination zweier „Silben“ einen Kontext ergeben, sind sie erlaubt und gängig. Aus diesem Grund entstehen auch täglich viele neue Begriffe in der Sprache, wie Sie später noch sehen werden.
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Chinesische Zeichen und Aussprache
Während die deutsche Aussprache meist von der Schrift abgeleitet werden kann, hat
das geschriebene Chinesisch nichts mit der Sprache zu tun. Die Schrift stützt hier nicht die Aussprache, sondern existiert für sich selbst. Daher heißt es auch, im Chinesischen gäbe es eigentlich zwei Sprachen: Eine wird gesprochen, die andere geschrieben.
Wichtige Regeln für das Schreiben
Wenn du chinesische Schriftzeichen lernen möchtest, solltest du zunächst die Grundstricharten und deren Regeln kennenlernen. Diese Kenntnisse benötigst du auch, wenn du später einmal Wörter in einem chinesischen Wörterbuch nachschlagen willst.
Insgesamt gibt es 22 Grundstriche. Davon sind sechs elementare Striche ohne Richtungswechsel. Weitere 16 Striche unterlaufen einem oder mehreren Wechseln der Schreibrichtung.
Strichreihenfolge für chinesische Schriftzeichen:
- erst waagerecht, dann senkrecht
- erst der nach links gebogene Strich, dann der nach rechts gebogene
- gebogener Strich
- von oben nach unten
- von links nach rechts
- von außen nach innen
- erst der Mittelteil, dann die äußeren Striche
Weiterhin ist zu beachten: Umschließt ein Kästchen eine innere Komponente, beginne mit dem Kästchen. Bevor dieses aber geschlossen wird, schreibst du die innere Komponente.
Von der Form und Größe her passen chinesische Schriftzeichen stets in kleine Kästchen, die du dir beim Schreiben denken solltest. Ein ganzer Text ähnelt dann einer Mauer aus Steinen, die gleichmäßig angeordnet sind.
In der Theorie ist all dies recht kompliziert und schwer zu verinnerlichen. Wer das Schriftsystem tatsächlich lernen will, sollte daher mit Schreibvorlagen üben. So entwickelst du nach und nach ein besseres Gefühl für die Schriftsprache.
Wie viele Zeichen gibt es?
Es ist eigentlich nicht möglich, eine Aussage über die Anzahl der existierenden chinesischen Schriftzeichen zu treffen. Diese variiert ständig, da es ja keine festgelegten Begriffe und keine Grammatik gibt.
Schätzungsweise gibt es zum derzeitigen Stand ungefähr 83000 chinesische Schriftzeichen. Das heißt jedoch nicht, dass Sie diese allesamt lernen müssen, um beispielsweise eine Zeitung lesen zu können!
Mit ungefähr 5000 Schriftzeichen ist es möglich, die meisten Zeitschriften und Zeitungen zu verstehen.
Eine Studie hat genau untersucht, wie viele Schriftzeichen man kennen muss, um einen Text zu verstehen. Das Ergebnis: Mit nur 100 Schriftzeichen ist bereits ein Verständnis von 42 Prozent möglich. Wer 1000 sicher kennt, kann schon mit guten 89 Prozent Verständnis rechnen.
Der Ursprung der chinesischen Schriftzeichen
Chinesisch ist die älteste Schriftsprache der Welt: Ungefähr 6000 Jahre ist sie alt. In China nimmt man an, dass Inschriften auf alten Orakelknochen als erste Schriftzeichen anzusehen sind. Diese könnten als Versuch angesehen werden, mit einer schamanistischen Geisterwelt zu kommunizieren, was der Sprache einen mystischen Beigeschmack verleiht.
Kunstvollere Ziele hatten die späteren chinesischen Kalligraphen, welche die sogenannten Vier Schätze des Lernens anwendeten: Pinsel, Tinte, Papier und einen Reibestein. Ihr Ziel war das korrekte, leserliche und knappe Schreiben.
In ihrem gesamten Verlauf durchlief die chinesische Schriftsprache drei wesentliche Veränderungen:
● während der Shang Dynastie: die Entwicklung von Bildsymbolen zur Beschreibung von Dingen
● während dem Übergang von der Zhou- in die Han Dynastie: Stilisierung des Schriftsystems
● unter Mao Zedong: Vereinfachung der Schriftsprache
Einen großen Stellenwert in der chinesischen Kultur hat das Shuowen Jiezi, das erste Zeichenlexikon der chinesischen Schriftsprache. Es teilt die Zeichen ein in:
● Piktogramme und Symbole
● zusammengesetzte Ideogramme
● Phonogramme (die bedeutendsten Zeichen)
● Entlehnungen und
● Synonyme
Aus diesen verschiedenen Kategorien entstand letztendlich die chinesische Schriftsprache, die sich durch ihre Vielseitigkeit auszeichnet und Tag für Tag weiterentwickelt wird – was sie zu einer sehr lebendigen Weltsprache macht.
Chinesische Schriftzeichen und ihre Bedeutung
Wie du gesehen hast, kannst du in der Schriftsprache stets neue chinesische Wörter entwickeln. Du musst nur beliebige Schriftzeichen miteinander kombinieren, sodass ein Kontext entsteht – die zusammengesetzten Zeichen müssen gemeinsam einen Sinn ergeben.
Für das chinesische Nationalbewusstsein haben die Schriftzeichen eine große Bedeutung. Sie zeichnen ein Abbild der langjährigen Schriftkultur des Landes. Und auch unter sozialen Aspekten kommt der chinesischen Schriftsprache eine große Bedeutung zu: Wer sie beherrscht, steigt im sozialen Ansehen der chinesischen Gesellschaft.
Wir empfinden die chinesische Schriftsprache also nicht ganz zu Unrecht als fremdartig. Das System, auf dem sie aufbaut, unterscheidet sich stark von unserem. Da es – wie schon geschrieben – kein festes Vokabular und keine Grammatik gibt, kann es das Erlernen der Schriftsprache jedoch auch vereinfachen, da du in der Anwendung der Zeichen relativ frei bist. Wenn du auf den Geschmack gekommen bist, solltest du dich jedoch zunächst mit wichtigen Elementen des gesprochenen Chinesisch vertraut machen. Anschließend empfiehlt es sich, nach und nach die chinesischen Schriftzeichen zu erlernen. Wie du gesehen hast, reicht schon eine überschaubare Menge von ihnen aus, um einen durchschnittlichen Text in einer Zeitung lesen zu können.
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