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Zeitmaschine Gehirn

Hast du kurz 5 Minuten Zeit für ein kleines Gedächtnistraining? Nein, du musst noch die E-Mail fertig schreiben, und nebenher dem Kollegen am Telefon erklären, wie man die Excel-Tabelle richtig formatiert, dann in die Konferenz … und warum ist der Kaffee plötzlich kalt, der steht hier doch erst seit 2 Minuten? Wo war ich gerade? Ja … also, das soll ein Artikel über die Wahrnehmung der Zeit werden … aber wie beginnen? Die Uhr läuft immer weiter. Sekunde um Sekunde, Minute um Minute. Und die Zeit kann man leider nicht bremsen – oder etwa doch?

Hast du mal kurz Zeit!?

Hast du kurz 5 Minuten Zeit? Nein, du musst noch die E-Mail fertig schreiben, und nebenher dem Kollegen am Telefon erklären, wie man die Excel-Tabelle richtig formatiert, dann in die Konferenz … und warum ist der Kaffee plötzlich kalt, der steht hier doch erst seit 2 Minuten? Wo war ich gerade? Ja … also, das soll ein Artikel über die Wahrnehmung der Zeit werden … aber wie beginnen? Die Uhr läuft immer weiter. Sekunde um Sekunde, Minute um Minute. Und die Zeit kann man leider nicht bremsen – oder etwa doch?

Während professionelle Zeitmanager empfehlen, die angeblich knapp bemessene Zeit so ähnlich wie Geld zu sparen, einzuteilen und zu investieren, um Engpässe zu vermeiden, arbeiten Forscher an einer grundsätzlichen Frage: Wie geht das menschliche Gehirn mit Zeit um? Gibt es Zeit im objektiven Sinne tatsächlich?

Zeit ist man selbst

„Zeit ist nicht gleich Uhrzeit, sondern die Sache ist schwieriger: Zeit ist man selbst“, sagt der Münchner Wirtschaftspädagoge Karlheinz Geißler. Neurowissenschaftler und Experten für Neuronation bestätigen die Aussage: Es gibt nur das eigene Erleben – eines herannahenden Autos oder dauerklingelnder Telefone, doch die objektive Zeit gehört nicht dazu. „Wir nehmen nur Ereignisse wahr, und auf dieser Grundlage rekonstruieren wir dann Zeitspannen“, so der Hirnforscher Ernst Pöppel. Entsprechend variabel ist das menschliche Zeitempfinden: kriechende Minuten, im Wimpernschlag verflogene Stunden, Tage, Wochen. 

Zeitmachine Gehirn

Oft fragt man sich am Jahresende, wo die Zeit nur hingerannt ist. Der Grund für dieses Flugerlebnis ist der Tatsache geschuldet, dass unser Körper für unbewusste Körperprozesse nur annähernd einen 24-Stunden-Ablauf folgenden Biorhythmus besitzt. Das Bewusstsein für Sekunden, Minuten, Jahreszeiträume tickt hingegen nach eigenen Gesetzen: Geschieht im Verhältnis zur Arbeitsleistung des Gehirns viel, scheint die Zeit zu verfliegen. Geschieht wenig oder nichts, zieht sie sich zäh, was jeder vom Warten in der Schlange vor der Supermarktkasse kennt. Dahinter steckt ein Automatismus, den der Neuropsychologe Marc Wittmann an der Universität von Kalifornien in San Diego erforscht. „Etwa alle 3 Sekunden sucht das Gehirn neue Hinweisreize“, so Wittmann. Sind diese Fenster angefüllt mit Ereignispaketen, scheint die Zeit schneller zu vergehen. Je deutlicher ihre Kapazität unterschritten ist, desto stärker dehnt sich das Zeiterleben.

Wie kann man die Zeit bremsen?

Was also kann der gestresste Büromensch daraus lernen, wenn er seine verfliegende Zeit bremsen will? Als gelöst gilt bislang nur das Problem, wie man langweilige Stunden verkürzt: indem man sich von Computerspiel- und Fernsehbildern mitreißen lässt. Dabei steckt im Erklärmodell der Langeweile auch der Gegenentwurf: Gelänge es, die Kapazität des Gegenwartsfensters zu erhöhen, sollte sich der erlebte Zeitfluss verlangsamen. Modell für diese Annahme stehen mit Kokain oder Ritalin gedopte Menschen. „Sie können mehr Informationen in denselben Zeiteinheiten integrieren als andere Leute“, sagt Wittmann. Sie erleben einen Zeitgewinn, was sich nicht nur immer mehr Studenten vor dem ersten Staatsexamen zunutze machen und sich (illegalerweise) zur Prüfungsvorbereitung Ritalin verschreiben lassen. Beide Substanzen erhöhen die Hirnleistung, indem sie das „dopaminerge System“ beeinflussen. Mit Dopamin belohnt das Gehirn die Detektion neuer Ereignisse und beschleunigt die mentale Verarbeitung. Kokain und Ritalin bewirken auf komplizierten Umwegen Ähnliches. Neurologische Krankheiten wie Parkinson hingegen, welche die erlebte Zeit verkürzen, gehen meist mit einem deutlichen Dopamin-Mangel einher. So unterschätzen Parkinsonpatienten im Gegensatz zu den geistigen Dopern die Dauer von Zeitintervallen, weil ihre Gehirne langsamer arbeiten. Allerdings kann ein Dopaminmangel auch in lähmende Langeweile führen: Bei Depressionen läuft die empfundene Zeit langsamer ab. „Wenn mich nichts mehr anregt, mir nichts mehr Spaß macht, ist meine Zeit reizärmer, also leerer“, erklärt Wittmann. Bleibt also nur illegales Hirndoping, um mit der rasenden Zeit fertig zu werden? Nein, es gibt auch natürliche Wege der Hirnstimulation.

Jeder kann seine eigenen Fähigkeiten schulen!

Der Schlüssel liegt in der bewussten Aufmerksamkeit, wie sie zum Beispiel mit Meditation erreicht werden kann. Von Moment zu Moment seine Aufmerksamkeit auf ein ausgewähltes Objekt gerichtet zu halten, ist eine über die verschiedensten Meditationsformen hinweg verbreitete Übung. Zum Beispiel lässt sich die eigene Atmung beobachten. Das hört sich simpel an, stellt Neulinge aber vor große Schwierigkeiten. Denn das Bewusstsein kippt alle 2 bis 3 Sekunden automatisch weg, bemerkt einen Schmerz im Knie oder geht die Einkaufsliste durch. Das ist der „Default-Mode“ unseres Gehirns – ein Pausenzustand, der im Alltag von Reizen unterbrochen wird, von E-Mails, Telefonen, Kollegen. Während für den Normalbürger dieses hirninterne wie –externe Geschehen Schicksal ist, berichten Meditationsgeübte, sie schafften eine bewusste Präsenz auch bei automatisierten Alltagstätigkeiten wie Essen, Autofahren oder Sport. Nachgewiesen hat das der amerikanische Emotionsforscher Paul Ekman an buddhistischen Mönchen. Seine Probanden zeigten eine solche Präsenz, dass sie selbst subtilste, nur sekundenbruchteile währende Gesichtsausdrücke lesen konnten. Wie ein Fakir den Schmerz, so setzt manch tibetanischer Lama seine automatischen Aufmerksamkeitsmechanismen dermaßen außer Kraft, dass er sogar die eigenen mimischen Reflexe unterdrücken kann, die ein pistolenschussartiges Geräusch hervorruft.

Ein solches Niveau schnellster, hochauflösender Informationsverarbeitung wird der durchschnittliche Vollzeiterwerbstätige natürlich kaum erreichen können. Aber eine schrittweise Näherung ist möglich: So kann jeder seine Fähigkeit schulen, sich ausschließlich mit einer Sache zu beschäftigen – wenngleich Meditation, ja selbst das Lösen von Konzentrationsaufgaben viel Überwindung kostet. Deshalb empfiehlt Hirnforscher Wittmann zur Übung „Tätigkeiten, die gleichzeitig fordernd sind, aber um ihrer selbst willen auch Freude bereiten. Jeder hat ein Talent für etwas, in dem er es mit viel Übung zur Meisterschaft bringen kann.“ Ob in einer Sportart, in der Lösung eines wissenschaftlichen Problems oder beim Pianoüben mit dem Ziel, Rachmaninovs 3. Klavierkonzert fehlerfrei zu spielen: Möglichst kleine, hart erkämpfte Erfolge sollten es sein. „So eine gelernte Weise des konzentrierten Umgangs generalisiert sich im Leben, sie überträgt sich auf andere Situationen.“

Zwar lässt sich das experimentell nur an buddhistischen Mönchen nachweisen, doch dass Zeit eine veränderbare Illusion ist, kann durch Übung jeder an sich selbst entdecken. Der Alltag im Büro hält genügend Testsituationen bereit.

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