Prospektives Gedächtnis stärken: Nie wieder etwas vergessen

Prospektives Gedächtnis stärken: Nie wieder etwas vergessen

Was haben ein vergessener Anruf zum Geburtstag, eine nicht bezahlte Rechnung und die seit zwei Tagen gewaschene Wäsche in der Waschmaschine gemeinsam? In allen drei Fällen hat uns unser prospektives Gedächtnis im Stich gelassen. Dieses sogenannte “Gedächtnis für die Zukunft” ist normalerweise dafür zuständig, dass wir uns an bereits geplante Aufgaben erinnern und diese dann auch pünktlich und gewissenhaft ausführen. Doch manchmal scheint dieses vorwärts gewandte Gedächtnis einfach zu streiken. Wie du es mit ein paar alltagstauglichen Tricks und Methoden wieder auf Vordermann bringen kannst, erfährst du in diesem Artikel. 

 

 

Wie sieht es eigentlich mit deinem Kurzzeitgedächtnis aus? 

Prospektives Gedächtnis: Was ist das?

Dein prospektives Gedächtnis ist so etwas wie dein persönlicher Assistent für den Alltag. Während das retrospektive Gedächtnis dafür zuständig ist, dass du dich auf einen äußeren Impuls hin an Vergangenes erinnern kannst, kümmert sich dein prospektives Gedächtnis darum, dass du dich selbstständig und von alleine an all die Dinge erinnerst, die du dir vorgenommen hast: Die Hemden aus der Reinigung abholen, deine Schwester anrufen oder die überflüssig gewordene Versicherung pünktlich kündigen. Für die Organisation unseres Alltags ist diese Gedächtnisform also entscheidend. Und das Gute ist, dass wir unser prospektives Gedächtnis gezielt trainieren können. 

 

Warum vergisst du geplante Aufgaben überhaupt?

Dein prospektives Gedächtnis wird täglich mehrmals auf die Probe gestellt und versagt ab und zu. Warum? Das kann mehrere Gründe haben: 

1. Du bist gestresst: Wenn du viel um die Ohren hast, du emotional belastet bist oder zu vielen Reizen und Informationen in zu kurzer Zeit ausgesetzt bist, dann priorisiert dein Gehirn und filtert Einiges als nicht relevant heraus. So kommt es, dass du einfach vergisst, direkt nach der Arbeit das Brot beim Bäcker zu holen, obwohl du dir das am Morgen vorgenommen hattest. 
2. Du bist während der Planung nur so halb bei der Sache: Wenn du abgelenkt bist und zum Beispiel deine Lieblingsserie schaust, während du deine To-Dos für den nächsten Tag planst, dann vergisst du diese leichter, weil sie nicht fest in deinem Gehirn verankern können. 
3. Du bist übermüdet und/oder leidest an Schlafmangel: Dein prospektives Gedächtnis wird durch zu wenig Schlaf auf jeden Fall negativ beeinflusst – genau so, wie deine gesamte Gehirnleistung darunter leidet. 
4. Du hast keine Lust auf die geplanten Aufgaben: Wenn du keinerlei Motivation verspürst oder Sinn darin siehst, eine ungeliebte Aufgabe zu erledigen, dann fällt sie schneller durchs Raster und du vergisst sie ganz einfach. 
5. Dir fehlt der richtige Auslöser fürs Erledigen der Aufgabe.

 

 

Wie kannst du dein prospektives Gedächtnis stärken? 

Um deinem prospektiven Gedächtnis wieder ein wenig auf die Sprünge zu helfen, kannst du Folgendes tun:

Arbeite mit der Loci Technik 

Eine der nachgewiesenermaßen effektivsten Methoden für eine Verbesserung des prospektiven Gedächtnisses ist die Loci Methode. In einer groß angelegten Studie erlernten und vertieften mnemotechnisch nicht versierte Personen 6 Wochen lang diverse Merktechniken, darunter auch die Loci Technik. Das Ergebnis ist beeindruckend: Bis zu 600 Prozent (!) mehr konnten sich die Teinehmer merken, die sich dieser Mnemotechnik bedienten, als die, die sich Dinge und Aufgaben ohne jegliche Technik merkten. 

Wie die Loci Technik funktioniert?

1. Du wählst einen dir vertrauten Raum aus; z.B. deine Wohnung. 
2. In dem Raum definierst du feste und markante Plätze deiner Wahl, z.B. die Kücheninsel, das Sofa, den Fernseher, den Esstisch usw….
3. Nun verknüpfst du jede Aufgabe, die du erledigen willst, mit einem dieser vorab definierten Punkte in deiner Wohnung.
4. Sobald du dich an die Aufgaben des Tages oder der Woche erinnern willst, gehst du die Route ab und findest alle To-Dos ganz einfach wieder. 

 

 

Weitere Tricks, die dein prospektives Gedächtnis stärken

Auch diese kleinen Tipps helfen dabei, dich an alles zu erinnern, was du dir vorgenommen hast:

• Monotasking statt Multitasking: Wenn du deine Aufgaben planst, solltest du dabei am besten nichts anderes tun, sondern dich voll und ganz auf eine Sache konzentrieren. Durch das Monotasking reduzierst du Ablenkungen und durch die gesteigerte Konzentration verhinderst du, dass du später die Hälfte von dem vergisst, was du tun wolltest.
• Arbeite mit Wenn-dann-Formeln: Dein prospektives Gedächtnis liebt klare Strukturen. Deswegen funktioniert diese Technik auch so gut. Dabei verknüpfst du eine Aufgabe mit einem Auslösereiz. Zum Beispiel: “Wenn ich meine Zähne geputzt habe, dann mache ich 10 Minuten Gymnastik.”
• Setze kleine Helferlein ein: Für die Einnahme von Medikamenten kannst du dir einen Wecker stellen, du kannst mit Post-its an der Wohnungstür oder theoretisch sogar mit einem guten alten Knoten im Taschentuch arbeiten. Finde spielerisch heraus, was für dich am besten passt.
• Stelle dir die Aufgabe bildlich vor: Je deutlicher du dir ausmalst, wie du nach der Arbeit beim Bäcker vorbeigehst, wo es nach frischem Brot duftet und dein Magen vielleicht schon knurrt, desto größer ist die Chance, dass du am Abend wirklich mit Brot nach Hause kommst.
• Auch pantomimisches Nach- bzw. Vorspielen hilft: Tu so, als würdest du die Aufgabe bereits erledigen und spiele sie pantomimisch. Hört sich komisch an? Ist aber sehr effektiv.
• Weitere tolle Ideen zur Stärkung deines Gedächtnisses findest du im Audiotraining “Das merk ich mir”. 

 

 

Nie wieder was vergessen: mit Spaß und Übung möglich

Mit einem starken prospektiven Gedächtnis kommst du in Zukunft wieder entspannter durch den Alltag. Und du brauchst dafür nicht mehr als ein wenig Übung und Spaß an kreativen Techniken wie der Loci Technik oder cleveren Wenn-dann-Formulierungen. So wird dein Absichtsgedächtnis, wie das prospektive Gedächtnis auch genannt wird, bald ein richtiger Umsetzungs-Champ!